ECHOS

2015


245 cm x 80 cm x 90 cm

Stahl, Einscheiben-Sicherheitsglas, Keramische Druckfarbe,

LED-Panels, Kabel, Handschuhe, Audio-Equipment

(sound: Aufzeichnungen von Gewittern)

Die Arbeit ECHOS besteht aus 20 Glasscheiben, die mit poetischen Fragmenten bedruckt sind und auf einem Stahltisch mit drei beleuchteten Flächen präsentiert werden. In der Überlagerung der Glasplatten entsteht ein textueller Raum, gleichsam ein Wort- oder Sprachraum, in dem sich die poetischen Fragmente zu unterschiedlichen Konstellationen zusammensetzen. Mit Handschuhen stapelt der Betrachter die Scheiben zwischen den drei Plätzen um, es bilden sich drei gläserne Teil-Gedichte unterschiedlicher Dichte heraus: Spielarten, Permutationen, Auszüge aus dem poetischen Möglichkeitsraum.

Das Prinzip der Auflösung und des Neu-Zusammensetzens ereignet sich entsprechend auch in der Textebene, neue Verbindungen werden sichtbar, andere Worte werden überlagert, verdeckt oder treten aus der Unlesbarkeit hervor.


In meiner Arbeit ECHOS habe ich mich bemüht, neue Wege des Schreibens und Lesens zu erkunden, die Sprache wieder zur Brücke, Worte wieder fruchtbar in ihrem ur-schöpferischen Sinne machen zu können. Das Fragmentarische als Aggregatzustand von Sprache schafft einen Resonanzkörper für die eigenen Erinnerungen und Gedanken, die der Lesende in einem Prozess der Apperzeption, als Anklang und Widerhall erlebt, bei dem Innen und Aussen verwischen. Die Verschmelzung des Eigenen und des Fremden, das vermischen eigener Bilder mit den Bildern des Anderen kann sich nur in einem Zustand der Entgrenzung bzw. Auflösung bilden. Damit sich diese intensive Auseinandersetzung mit Sprache ereignen kann, bedurfte es einer Situation der kontemplativen Begegnung mit dem Text. In meiner Arbeit „Echos“ versuchte ich, eine solche gestimmte Situation zu erzeugen: die Anordnung der Glasfragmente auf einem Tisch mit drei Positionen lädt ein zum konzentrierten Spiel mit den Worten. Das Umschichten und Ordnen der Segmente, weiter das suchende, rätselnde Lesen stehen näher an unserem innerlichen Erfahren der Welt. In ihren Formationen und Konstellationen gleichen die poetischen Fragmente Sternbildern. Es ist der suchende, schöpfende Blick, der aus den Sternbildern Zusammenhänge bildet, Wortinseln findet, sie zusammenzurrt über einen Blicksprung, die Sakkade, die nicht nach Wahrscheinlichkeit sucht oder nach logischer Folge; sie spürt einem Magnetismus der Worte nach, folgt dem Kompass innerer Assoziationen. Im gläsernen Raum schichten sich Textebenen zu immer neuen Clustern, gewinnen Gestalt, formieren sich, nur um sich wieder aufzulösen hin zu neuen Konstellationen.

The piece ECHOS consists of 20 glass plates, that are imprinted with poetic fragments and lay on a table made of steel with three illuminated areas. The superposition oft he glass sheets creates a textual space of words or language, within which the poetic fragments align to various constellations. Equipped with gloves, the recipient moves the glass segments between the three positions, creating three glass hybrid poems of varying concentration; variations, permutations, extracts of the potential poetic space.

The principle of decomposition and recombination occurs likewise on the hermeneutic textual level; new junctions appear, other words are masked or uncovered reciprocally.


In my work ECHOS I tried to uncover new ways of writing and reading, rediscovering the creative and bridging potential of speech. The fragmentary as aggregate state of language provides a resonant space for the innate memories and thoughts of the reader, who experiences these echoes in a process of apperception that eradicates the differentiation of internal and foreign thought. The fusion of innert and foreign, the mixing of images of ones own with images of another only can happen in a state of expansion and dissolution. To make this intense engagement with speech possible, a contemplative situation was needed. ECHOS induces such a tempered situation: a concentrated play with words. Shifting and rearranging the glass segments, the searching, wondering reading stands closer to our inner perception of the world. With their formations and constellations, the peotic fragments are like stellar signs. It is the searching, creative vision, that interlinks constellations and creates meaning, traces islands of words and ties them together with the leap of an eye, the saccade, that doesnt look for plausibility or causality; it follows a magnetism of words, a compass of inner associations. In the glass space, textual layers form ever new clusters, coagulate into recognizable shapes, only to dissolve again towards new constellations.


ECHOS

2015


245 cm x 80 cm x 90 cm

steel, shatterproof glass, ceramic colour, LED panels,

cables, gloves, dolby surround audio-equipment

(sound: recordings of thunderstorms)